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Andrea Grisold, Wolfgang Maderthaner, Finanzkrisen in der industriellen und postindustriellen Moderne, Wien 2011.

Andrea Grisold/Wolfgang Maderthaner

Die Rückkehr der Geschichte

Zukunftsgewiss feierte der Kapitalismus seinen welthistorischen Sieg, als zugleich mit dem ökonomischen, politischen und moralischen Zusammenbruch des stalinistisch deformierten Sowjetsystems eine der großen Menschheitsutopien, das grand narrative des egalitären Sozialismus an ihr Ende gekommen war. Es habe sich, wie Antonio Martino – führendes Mitglied des weltweit wohl bedeutendsten neoliberalen Think Tanks, der Mont Pèlerin Society – in einer Heritage Lecture zu Ende des 20. Jahrhunderts resümierte, ein wahrhaft epochaler Wandel vollzogen: Margaret Thatcher und Ronald Reagan hätten eine Revolution im ökonomischen Denken in einen fundamentalen und dauerhaften Politikwechsel übersetzt. Nicht der Kapitalismus, wie von Schumpeter vorausgesagt, sei von seinem Erfolg, sondern der Sozialismus von seinen Fehlern zerstört worden: „Definitely, these are glorious days for us reactionaries.“1 Der oftmals totgesagte, von krisenhaften Einbrüchen und Depressionen wiederholt bis in sein innerstes Wesen getroffene Kapitalismus sollte sich auch seinem letzten Antagonisten gegenüber als das überlegene Wirtschafts- und Sozialsystem erweisen; ein Faktum, das Francis Fukuyama zum ebenso eingängigen wie simplifizierten Postulat vom Ende der Geschichte komprimierte.